1925 wurde Digran Kiskan in Wien geboren. Im Betrieb
seines Vaters lernte er den Beruf „von der Pike auf“ und
mit Chemiestudien erweiterte er sein Wissen um die
Möglichkeiten der Wäsche und Veredelung von
Textilien und Teppichen. Mit Besuchen bei großen
Unternehmen der Chemie wie z.B. BASF oder Bayer,
wurde das Wissen um mögliche Verfahren erweitert.
Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich in der
Hansestadt Hamburg das Teppichimportgeschäft mit
einem rasanten Tempo. Das in weiten Teilen zerstörte
Land befindet sich mitten im Wirtschaftswunder.
Orientteppiche wurden zu einem beliebten Luxus-Importartikel.
Die Speicherstadt, der Freihafen und vor
allem die dort ansässigen Orientteppich-Unternehmen
beflügelten das Geschäft. Einige dieser Teppichimporteure
verständigten sich mit dem damaligen
Wirtschaftssenator und kontaktierten gemeinsam den
Stammsitz in Wien. Der Teppichstandort Hamburg
brauchte dringend einen Fachmann für Teppichwäsche
und – veredelung. So kam Digran Kiskan 1952 in das
aufblühende Nachkriegs-Hamburg. Der weitsichtige
Senat der Stadt lies ihm alle erdenkliche Hilfe
zukommen und stellte ihm ein geeignetes Grundstück in
Hamburg-Altona zur Verfügung.
Hamburg befand sich schließlich auf dem Wege zum
wichtigsten Umschlagsplatz für Orientteppiche weltweit.
Mit Energie und Kreativität und immer in Kontakt mit
der Wiener Familie stieg er in das Geschäft ein und hatte
mit seiner Arbeit auch einen Anteil an der rasanten
Entwicklung des Teppichhandelsplatzes Hamburg.
Damals wie heute gilt, dass manch ein Teppich ohne
die entsprechende Veredelung auf unseren Märkten
kaum verkäuflich wäre.
Mit seinen durchdachten Techniken half er der Branche
immer wieder die passenden Orientteppiche auf den
boomenden Märkten anzubieten. Dabei hatte er auch
immer ein Auge darauf, dass die Teppiche nicht durch
falsche oder übertriebene Verwendung von Chemikalien
geschädigt worden sind und auch der Umwelt galt sein
Augenmerk. Vor über 30 Jahren, also zu Zeiten als
kaum einer darüber nachdachte, installierte er in
Hamburg eine moderne Abwasseraufbereitungsanlage.
Nach jahrzehntelanger, intensiver Forschung, Alternativen
zu den herkömmlichen Veredelungstechniken zu
suchen, gelingt es ihm – natürlich in seinem eigenen
Labor – einen absolut neuen Weg bei der Veredelung
von flortragenden Geweben aus Wolle zu finden. Für
dieses „Rofix“ getaufte Verfahren erhielt der damals
schon fast 70 jährige ein europaweit geltendes Patent.
In den vergangenen Jahren kommt ein neuer Trend auf:
Teppiche werden überfärbt. Und auch hierfür entwickelte
Digran Kiskan ein eigenes und sehr wollschonendes
Verfahren für transparentes Einfärben der Teppiche.
Durch die Erfindung der „transparent colours®“ sind für
Teppiche noch nie dagewesene Farbeffekte erzielbar.
Das ursprüngliche Muster ist noch gut erkennbar, die
neue Farbe dominiert jedoch das Gesamtbild. Die
„transparent colours®“ sind die letzte große Erfindung
von Digran Kiskan.
Teppiche haben ihn seit seiner Geburt über fast 90
Jahre permanent begleitet und er war immer im Einsatz,
um sie noch schöner und letztendlich natürlich auch
verkäuflicher zu machen.
Bis zu seinem Lebensende war Digran Kiskan jeden
Tag aktiv in seinem Unternehmen tätig, ständig an der
Weiterentwicklung seiner Verfahren arbeitend und
immer wieder Fragen zur Veredelung von
Orientteppichen aufwerfend. Dieser Mann lebte für
seinen Beruf und liebte den Umgang mit Wolle, die für
ihn mehr darstellte, als nur bloßes Material.